100 Jahre Transsib
Amurbrücke vollendet 1916 Transsib-Bau
Im Oktober 2016 jährt sich die Eröffnung der damals 2,6 Kilometer langen Brücke über den Väterchen Amur genannten gewaltigen sibirischen Strom zum 100. Mal. Nach 25 Jahren Bauzeit und verschiedenen zwischenzeitlichen Provisorien war damit Russlands Jahrhundertwerk der längsten Bahnstrecke auf durchgängig russischem Hoheitsgebiet – heute als Transsibirische Eisenbahn bekannt – vollendet.
1998-99 wurde die ursprüngliche Brücke zwar durch eine nun schon fast 3,9 Kilometer lange kombinierte Auto- und Eisenbahnbrücke ersetzt, aber ein Brückenbogen blieb als historisches Baudenkmal stehen und umrahmt seit 2010 ein kleines Eisenbahnmuseum am Flussufer. Wer schon in Russland, es aber noch nicht bis Chabarowsk geschafft hat, hat das Bauwerk sicherlich schon einmal auf dem 5000-Rubel-Schein bemerkt.
Grundsteinlegung 1891 in Wladiwostok
Im Mai 1891 legte der Thronfolger Nikolaus in Wladiwostok den Grundstein für die Eisenbahn durch Sibirien. Als westlicher Ausgangspunkt wurde Tscheljabinsk im südlichen Ural gewählt. Es galt, die östlichen Provinzen in Sibirien mit der Eisenbahn als einer Art Stahlgürtel enger ans Reich zu binden. In mehreren Bauabschnitten wurden in den folgenden Jahren insgesamt etwa 10.500 neue Schienenkilometer für die „Große Sibirische Bahn“, wie man das Projekt damals nannte, verlegt. Im Herbst 1896 erreichte der erste Zug den Fluss Ob. Die im Zusammenhang mit dem neuen Brückenstandort entstandene Siedlung kennt man heute unter dem Namen Nowosibirsk. Im Fernen Osten wurde die Bahnstrecke zwischen Wladiwostok und Chabarowsk im Herbst 1897 fertiggestellt. Ab Januar 1899 fuhren die Züge nach Osten schon bis Irkutsk. Im April 1900 nahmen die beiden Fährschiffe über den Baikalsee ihren Betrieb auf. Die Bahnstrecke rund um die Südspitze – wegen ihrer landschaftlichen Schönheit und der hohen Kosten auch die „Goldschnalle“ des vielzitierten Bahn- oder Stahlgürtels genannt, wurde erst fünf Jahre später eingeweiht. Im Sommer 1900 begannen aber bereits die Züge östlich des Baikalsees bis zu dem kleinen Ort Sretensk im Einzugsgebiet des Amurs zu fahren. Dank der Schifffahrt auf dem Amur konnte man also nun schon die gesamte Strecke als kombinierte Bahn- und Schiffsreise absolvieren.
Mandschurisches Provisorium
Die Pläne für die über weite Strecken auf Dauerfrostboden zu bauenden Amurbahn wurden aber zunächst auf Eis gelegt, denn ein besonderes Kapitel im Bau der Transsib kam auf die Tagesordnung – die Ostchinesische Bahn durch die Mandschurei als kürzere und preiswertere Alternative nach Wladiwostok. Russland war es Ende des 19. Jahrhunderts gelungen, mit China einen langfristigen Pachtvertrag für einen T-förmigen Korridor und die Halbinsel Kwantung auszuhandeln. Nun sollten dort Dalny und Port Arthur die Endpunkte der Transsib bilden. Aber nach der Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg 1905 verlor Russland die Halbinsel und den südlichsten Teil der Bahntrasse an Japan und kehrte zu seiner ursprünglichen Planung zurück und baute weitere acht Jahre auf russischem Territorium nördlich des Amurs das fehlende Verbindungsstück nach Chabarowsk.
So wurde der 100. Geburtstag der Transsibirischen Eisenbahn auch bereits 2003 gefeiert, aber damals bezog sich das Jubiläum auf die Streckenführung durch die zu China gehörende Mandschurei, während nun 2016 die von Anfang bis Ende durch Russland führende Strecke Geburtstag feiert. Texte: Bodo Thöns
Im Oktober 2016 jährt sich die Eröffnung der damals 2,6 Kilometer langen Brücke über den Väterchen Amur genannten gewaltigen sibirischen Strom zum 100. Mal. Nach 25 Jahren Bauzeit und verschiedenen zwischenzeitlichen Provisorien war damit Russlands Jahrhundertwerk der längsten Bahnstrecke auf durchgängig russischem Hoheitsgebiet – heute als Transsibirische Eisenbahn bekannt – vollendet.
1998-99 wurde die ursprüngliche Brücke zwar durch eine nun schon fast 3,9 Kilometer lange kombinierte Auto- und Eisenbahnbrücke ersetzt, aber ein Brückenbogen blieb als historisches Baudenkmal stehen und umrahmt seit 2010 ein kleines Eisenbahnmuseum am Flussufer. Wer schon in Russland, es aber noch nicht bis Chabarowsk geschafft hat, hat das Bauwerk sicherlich schon einmal auf dem 5000-Rubel-Schein bemerkt.
Grundsteinlegung 1891 in Wladiwostok
Im Mai 1891 legte der Thronfolger Nikolaus in Wladiwostok den Grundstein für die Eisenbahn durch Sibirien. Als westlicher Ausgangspunkt wurde Tscheljabinsk im südlichen Ural gewählt. Es galt, die östlichen Provinzen in Sibirien mit der Eisenbahn als einer Art Stahlgürtel enger ans Reich zu binden. In mehreren Bauabschnitten wurden in den folgenden Jahren insgesamt etwa 10.500 neue Schienenkilometer für die „Große Sibirische Bahn“, wie man das Projekt damals nannte, verlegt. Im Herbst 1896 erreichte der erste Zug den Fluss Ob. Die im Zusammenhang mit dem neuen Brückenstandort entstandene Siedlung kennt man heute unter dem Namen Nowosibirsk. Im Fernen Osten wurde die Bahnstrecke zwischen Wladiwostok und Chabarowsk im Herbst 1897 fertiggestellt. Ab Januar 1899 fuhren die Züge nach Osten schon bis Irkutsk. Im April 1900 nahmen die beiden Fährschiffe über den Baikalsee ihren Betrieb auf. Die Bahnstrecke rund um die Südspitze – wegen ihrer landschaftlichen Schönheit und der hohen Kosten auch die „Goldschnalle“ des vielzitierten Bahn- oder Stahlgürtels genannt, wurde erst fünf Jahre später eingeweiht. Im Sommer 1900 begannen aber bereits die Züge östlich des Baikalsees bis zu dem kleinen Ort Sretensk im Einzugsgebiet des Amurs zu fahren. Dank der Schifffahrt auf dem Amur konnte man also nun schon die gesamte Strecke als kombinierte Bahn- und Schiffsreise absolvieren.
Mandschurisches Provisorium
Die Pläne für die über weite Strecken auf Dauerfrostboden zu bauenden Amurbahn wurden aber zunächst auf Eis gelegt, denn ein besonderes Kapitel im Bau der Transsib kam auf die Tagesordnung – die Ostchinesische Bahn durch die Mandschurei als kürzere und preiswertere Alternative nach Wladiwostok. Russland war es Ende des 19. Jahrhunderts gelungen, mit China einen langfristigen Pachtvertrag für einen T-förmigen Korridor und die Halbinsel Kwantung auszuhandeln. Nun sollten dort Dalny und Port Arthur die Endpunkte der Transsib bilden. Aber nach der Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg 1905 verlor Russland die Halbinsel und den südlichsten Teil der Bahntrasse an Japan und kehrte zu seiner ursprünglichen Planung zurück und baute weitere acht Jahre auf russischem Territorium nördlich des Amurs das fehlende Verbindungsstück nach Chabarowsk.
So wurde der 100. Geburtstag der Transsibirischen Eisenbahn auch bereits 2003 gefeiert, aber damals bezog sich das Jubiläum auf die Streckenführung durch die zu China gehörende Mandschurei, während nun 2016 die von Anfang bis Ende durch Russland führende Strecke Geburtstag feiert. Texte: Bodo Thöns
Transsib – Ein Jahrhundertprojekt auf Schienen feiert Jubiläum
Nachrichten |
---|
ÖFFNUNGSZEITEN 02.01.20 |
Alle Nachrichten |
Lob & Kritik |
---|
Alle Kommentare |